Wissenswertes
Ihre außergewöhnlichen Eigenschaften machen diese Hochgebirgsrasse für extensive Betriebe sowie für Direktvermarkter interessant.
Um die Jahrhundertwende war die Ziegenhaltung in Österreich weit verbreitet. Bis zum Jahr 1857 stieg der Ziegenbestand in Salzburger Land auf ca. 14.000 Tiere. Zwischen 1880 und 1920 erreichte die Ziegenhaltung ihren Höhepunkt.
Im 19. Jahrhundert etablierte sich die autochthone Gebirgsrasse Pinzgauer Ziege, die in ihrer Wildform von der Bezoar-Ziege abstammt, in der Region Pinzgau und Umgebung. Die Vorfahren der Pinzgauer Ziege waren Landschläge mit rehfarbener, kurzer Behaarung und säbelförmigen Hörnern.
Gebirgsbauern in den Gebieten des Pinzgau, Pongau, Lungau und Osttirols haben die Ziegen wegen ihrer Eignung zur Milcherzeugung gehalten. Die Milch wurde mit entrahmter Kuhmilch vermischt und zu Pinzgauer Almkäse verarbeitet. Auch heute noch steht der Großteil der Pinzgauer Ziegen bei Bauern und wird gemolken. Eine besondere Spezialität ist der Pinzgauer Bierkas, der aus 15% Ziegenmilch und 85% teilweise entrahmter Kuhmilch besteht.
Mit dem Allgemeinen Rückgang der Ziegenzucht sank der Bestand an Ziegen zwischen 1945 bis 1980 stark. Trotz ihrer vielen positiven Eigenschaften als Mehrnutzungsrasse (Milch, Fleisch und Almpflege) ging der Bestand dramatisch zurück. Ende der 1970 Jahre machte sich Professor Ambros Aichhorn auf die Suche nach Restbeständen der Pinzgauer Ziege um diese zu schützen. Er und einige Privatpersonen nahmen daraufhin die Zuchtarbeit wieder auf.
1980 wurde der Pinzgauer Ziegenverein gegründet mit dem Ziel den Bestand wieder zu erhöhen. 1996 wurde der Verein in den Landesverband für Schafe und Ziegen eingegliedert. Dadurch war erstmals die Möglichkeit einer landesweiten Herdebuchzucht gegeben.
Seit ÖPUL 2007 wird die Pinzgauer Ziege als hochgefährdet eingestuft und als seltene Nutztierrasse gefördert. Der aktuelle Gesamtbestand beträgt mit Herbst 2018: 1262 Tiere aller Altersstufen. Davon im Herdebuch (Zuchttiere) 85 Böcke, und 439 weibliche Ziegen.